Wie bringt man einen Off-Broadway-Knaller nach Freiburg? Man nehme eine leidenschaftliche, überwiegend aus Laien und Semiprofis bestehende Musical-Gruppe namens „Good Company“, suche sich ein humorvolles, satirisches und gleichzeitig gesellschaftskritisches Stück wie „Urinetown“ und entscheide sich für ein wie dafür gemachtes Aufführungsambiente, z.B. das „Crash“. So erlebt man einen einzigartigen Abend voll emotionaler Musik, überraschendem Witz und beißender Satire!
Vor etwa einem Jahr gründete sich das Ensemble „Good Company“ bestehend aus Studierenden und jungen Laienschauspielern, sowie einigen Semiprofis. Das Ensemble wurde speziell für die Produktion von „Urinetown“, einem 2001 in den USA uraufgeführten Stück von Greg Kotis (Buch und Gesangstexte) und Mark Hollmann (Musik und Gesangstexte), gecastet. Aus den sowohl musikalisch als auch schauspielerisch hoch talentierten und vor allem motivierten Darstellern bastelte der Regisseur und musikalische Leiter Rafael Orth zusammen mit der Schauspielerin Juliane Hollerbach ein Musical, dass seine ersten vier Aufführungen im Januar im ausverkauften Keller des Crash mit Bravur und besten Kritiken absolvierte.
Das energiegeladene Stück spielt in irgendeiner zukunftsnahen Großstadt, in der aufgrund von Wassermangel sämtliche sanitären Einrichtungen von der Urine Good Company (UGC) kontrolliert werden. Wer sein Bedürfnis verrichten will, muss zahlen. Wer sein Bedürfnis verbotener Weise irgendwo anders verrichtet und erwischt wird, wird nach Urinetown verschleppt, einem mysteriösen und angsteinflößendem Ort. Während das heruntergekommene Volk unter Armut und Angst leidet planen bestochene Politiker und die UGC-Firmenleitung, allen voran Firmenchef Caldwell B. Cladwell, den nächsten Karibiktrip nach der längst überfälligen Toiletten-Tarif-Erhöhung. Einzig der junge Bezahl-Toiletten-Aushilfswärter Bobby Strong, inspiriert von der hübschen, aber naiven frischgebackenen College-Absolventin Hope Cladwell, Tochter des Firmenmagnaten Cladwell, entscheidet sich, der Unterdrückung zu trotzen und zettelt eine Revolution an. Auf „Denken sie an das Morgen, Mr. Strong“ erwidert er ein „Aber was ist mit dem Heute?!“ und setzt das „Privilege to Pee“ durch die Aufforderung zur kostenlosen Geschäftserledigung außer Kraft. Und so nimmt die Handlung ihren tragisch-komischen und hochsarkastischen Lauf. Mit sich überschlagenden Zitaten aus bekannten Broadway-Musicals, einem wilden Ritt durch die Musikstile von der broadwaytypischen Ballade bis zum Gospelhit und einem ganzen Haufen amüsanter Überraschungen wird man vom Erzähler und Cop Officer Lockstock und der jungen Little Sally durch das Stück geführt. Was bleibt am Ende des Abends? Ein ganzer Haufen Euphorie und Begeisterung über eine tolle Inszenierung und die schleichend provokative Frage, wie sinnvoll eine auf Idealismus beruhende Weltverbesserungsvision im Gegensatz zu einer ganz offensichtlich falschen Gesellschaftsform wirklich ist.
Wer also bereit ist für einen amüsanten, mitreißenden musikalisch-theatralischen Abend voller Witz, Tanz und Gesang, sollte sich unbedingt eine der kommenden 12 Vorstellungen im Februar in der Wodanhalle der Brauerei Ganter oder im April im Theater Nuage Fou in Freiburg ansehen. Karten gibt es unter www.mehr.bz

Fotocredit: Oliver Korn

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